Was macht Bitterstoffe in Lebensmitteln so gesund?
„Sauer macht lustig“, sagt man. Aber was machen dann Bitterstoffe in Lebensmitteln? Das untersuchen Ernährungswissenschaftler seit einigen Jahren intensiv. Bisher ist bekannt, dass Bitterstoffe die Leber positiv beeinflussen, die Verdauung anregen und beim Abnehmen helfen. Wer seine Esslust bremsen möchte, etwa im Rahmen einer Diät, kann Bitterstoffe gegen den Heißhunger einsetzen.
Einige Bitterstoffe in Lebensmitteln können möglicherweise sogar vor Darmkrebs schützen. Es ist also durchaus lohnenswert, auf den bitteren Geschmack zu kommen. Dabei gilt: Bitterstoffe sind eine große Familie, deren Mitglieder jeweils unterschiedliche Wirkungen auf den Organismus haben können.
Bitterstoffe in Lebensmitteln bringen Verdauungssäfte ins Fließen
Vom ersten Biss an gesund – die Bitterstoffe in Lebensmitteln entfalten ihre Wirkung im gesamten Verdauungstrakt. Ein guter Start sind zum Beispiel bitter schmeckende Blattsalate. Die in Rucola, Löwenzahn und Olivenöl enthaltenen Polyphenole und Terpene regen schon im Mund die Speichelproduktion an.
Der leicht bittere Geschmack dieser sekundären Pflanzenstoffe stimuliert zudem die Produktion von Säuren. So kann der Magen Fette leichter verdauen. Ähnliches gilt für die Salat-Kandidaten Endivie, Radicchio und Chicorée. Der in diesen Lebensmitteln enthaltene Bitterstoff Intybin fördert die Sekretion von Magensaft und den Gallefluss.
Wie eine Studie der US-Universität Yale ergeben hat, können Menschen, die bitteres Gemüse meiden, häufiger an Darmpolypen leiden. Wer regelmäßig Lebensmittel mit Bitterstoffen verzehrt, könnte also gute Chancen haben, diese Vorboten von Darmkrebs zu bremsen.
Bitterstoffe – für die Leber eine Wohltat
Die Leber ist ein Organ, das wir erst bemerken, wenn es bereits über einen langen Zeitraum geschädigt wurde. Dabei ist die Leber eines der regenerationsfreudigsten Organe unseres Körpers. Beispiel: Eine zu 50 Prozent herausgenommene Leber kann innerhalb von sechs Monaten wieder nachwachsen. Was der Leber allerdings besonders zu schaffen macht, ist unsere fettreiche Ernährung. Hier sind Bitterstoffe für die Leber ein doppeltes Geschenk. Sie regen schon beim Essen die Produktion der Galleflüssigkeit an und erleichtern so die Fettverdauung. Darüber hinaus können Bitterstoffe die Leber langfristig entlasten. Das in Artischocken und Mariendistel enthaltene Cynarin konnte zum Beispiel in Studien Entzündungen in der Leber verringern und die Anlagerung von Fett in dem Organ reduzieren.
Unsere Leber regelt aber nicht nur die Fettverdauung, sondern auch die Entgiftung unseres Körpers. Durch immer weiter zunehmende Umweltbelastungen, die sich in unserer Nahrung wiederfinden, wird die Leber besonders herausgefordert. Unsere Enzyme zur Entgiftung sind auf diese riesigen Aufgaben eigentlich nicht ausgelegt. Manchen Menschen fehlen sogar manchmal aus genetischen Gründen bestimmte Entgiftungsenzyme. Deshalb braucht die Leber Unterstützung – Bitterstoffe boosten die Verarbeitung der Umweltgifte und helfen so den Enzymen in der Leber.
Um Erkrankungen vorzubeugen, ist eine Ernährung mit Bitterstoffen für die Leber deshalb sehr wichtig. Für den Fall, dass Sie bereits an Leberproblemen leiden, kann es hilfreich sein, die Biotransformation in der Leber mit Bitterstoffen und Pflanzenstoffen gezielt zu unterstützen.
Bitterstoffe gegen Heißhunger
Bitterstoffe helfen gegen Heißhunger? Davon haben Sie vielleicht schon gehört. Bitteres zu essen ist zwar nicht unbedingt angenehm – gerade, wenn man hungrig ist. Dann ist uns eher nach Süßem oder Salzigem. Sollten Sie auch so empfinden, dann wird es höchste Zeit, sich mit einem weiteren Vorteil der Bitterstoffe in Lebensmitteln bekannt zu machen.
Ob Bitterstoff im Tee oder bitterstoffreiche Salate und Gemüsesorten – das bittere Geschmackserlebnis ist gerade für Zucker-Fans gewöhnungsbedürftig. Dabei wirken Bitterstoffe gegen Heißhunger auf vielfältige Weise positiv: Sie hemmen die Lust auf Süßes sofort und wer öfter Bitteres verzehrt, kann sich die Süßpräferenz auch langfristig abtrainieren.
Um den Appetit zu zügeln, ist es natürlich sinnvoll, Bitterstoffe in Lebensmitteln mit möglichst wenig Kalorien zu wählen. Neben den leicht bitteren Blattsalaten und grünen Blattgemüsen sind Grapefruit, ein knackiger Kohlrabi oder Bitterstoffe in grünem Tee ideal. Wenn die natürlichen Bitterstoffe gegen Heißhunger nicht effektiv genug wirken, ist es auch einen Versuch wert, die Lust auf Süßes mit Bittermittel-Konzentraten einzudämmen.
Wo sind Bitterstoffe in Lebensmittel besonders reichlich enthalten?
Einige Salate und Gemüse mit hohem Bitterstoff-Anteil haben wir bereits genannt. Auch in diesen Lebensmitteln sind Bitterstoffe reichlich vorhanden:
- Grüne Blattgemüse (z.B. Mangold, Rosenkohl, Zichorien) und auch Wildgemüse wie Bärlauch, Brennnessel, Löwenzahn und Giersch
- Ingwer
- Kaffee (das bittere Aroma von Kaffee stammt übrigens nur zu einem geringen Teil aus dem Koffein. Die meisten Bitterstoffe im Kaffee stecken in den Antioxidantien.)
- Kurkuma
- Senfkörner enthalten viele Senfölglycoside. Die sekundären Pflanzenstoffe sorgen für den scharfen und leicht bitteren Geschmack. Im Verdauungstrakt werden sie unter anderem zu Sulforaphan verstoffwechselt, ein Stoff, der in der Lage ist, das Magenbakterium Heliobacter pylori zu bekämpfen.
Die Lebensmittelhersteller haben sich längst an die süßen und salzigen Vorlieben ihrer Kundschaft angepasst. Stecken viele Bitterstoffe in Lebensmitteln, wird ihr Geschmack durch Zucker und andere Zutaten überdeckt. Auch für die Landwirtschaft wurden Obst- und Gemüsesorten wie Äpfel, Grapefruit, Chicorée oder Brokkoli so gezüchtet, dass sie weniger bitter schmecken. Dadurch steigt ihre Beliebtheit bei Verbrauchern – die gesundheitlichen Vorteile von Bitterstoffen in Lebensmitteln gehen aber leider teilweise verloren.